Wohnen in der Zukunft

Wohnen in der Zukunft: Wie sieht das Zuhause von morgen aus?

Wie werden wir in Zukunft wohnen? Wachsende Städte, knapper werdender Wohnraum und der Klimawandel stellen Stadtplaner/-innen und Architekten/-innen vor große Herausforderungen. Wir stellen Ihnen Trends und Wohnkonzepte vor, die unser Zuhause von morgen prägen.

Gut siebeneinhalb Milliarden Menschen teilen sich derzeit den Platz auf der Erde. Mehr als die Hälfte von ihnen lebt in Städten – Tendenz steigend. Es wird eng im urbanen Raum. Damit drängt sich die Frage auf: Wie wollen wir künftig wohnen, arbeiten, pendeln, einkaufen und unsere Freizeit verbringen? Und wie lässt sich Umwelt- und Klimaschutz mit den Ansprüchen unseres modernen Alltags in Einklang bringen? Wir werfen mit Ihnen einen Blick in die Zukunft.

1. Energieeffizient und CO2-neutral: Wohnen im eigenen Mini-Kraftwerk

Eine der größten Herausforderungen für das Wohnen der Zukunft ist unser steigender Energieverbrauch, der mittel- bis langfristig nicht mit fossilen Brennstoffen gedeckt werden kann. In Zeiten des Klimawandels wächst die Notwendigkeit nach grünen und energieeffizienten Gebäuden, die erneuerbare Energien nutzen und ihre CO2-Bilanz deutlich verbessern.

Niedrigenergiehäuser sind schon heute das Maß der Dinge bei der klimaschützenden Bauplanung. Absehbar ist, dass die Gebäude der Zukunft selbst zu kleinen, umweltfreundlichen Kraftwerken werden. Mit Sonnenkollektoren und Wärmespeichern können sogenannte Plusenergiehäuser 100 Prozent erneuerbare Energie für den emissionsfreien Betrieb produzieren und überflüssige Energie ins öffentliche Netz einspeisen. Einen Fingerzeig in diese Richtung geben Pilotprojekte wie das klimapositive Hotel Green Solution House im dänischen Rønne und das futuristische Svart-Gebäude von Snøhetta in der norwegischen Kommune Meløy.

Energieautarkes Haus mit Solaranlage
Bei einer klimaschützenden Bauplanung spielen Nullenergiehäuser bereits jetzt eine große Rolle. Quelle: iStock

2. Das Zuhause der Zukunft: Nachhaltig bauen, wohnen und einrichten

Neben der Verbesserung der Energiebilanz bedeutet nachhaltiges Wohnen in Zukunft auch beim Bauen umweltschonende und recycelbare Werkstoffe einzusetzen. Natürliche, CO2-neutrale Materialien wie Holz und Stein sind deshalb gefragter denn je. Um Ressourcen zu schonen, wird der Fokus zugleich stärker darauf liegen müssen, Baustoffe nach der Nutzungszeit von Gebäuden zu recyceln und wiederzuverwenden. Das gilt ebenso für konventionelle Baustoffe wie Stahl und Beton. Neue Möglichkeiten für das umwelt- und ressourcenschonende Bauen der Zukunft bieten auch Häuser aus dem 3D-Drucker.

Während hierzulande das erste 3D-Druck-Haus aus Beton fertiggestellt wurde, forschen und arbeiten internationale Unternehmen bereits an Lösungen, um Gebäude aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen wie Erde und Pflanzenabfällen zu drucken. Auch bei der Inneneinrichtung geht der Trend weg von der schnelllebigen Wegwerfgesellschaft zu hochwertigen und wiederverwendbaren Kreislauflösungen. Verschiedene Zertifizierungen geben Hinweise auf die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, den schonenden Umgang mit Ressourcen, Schadstofffreiheit und faire Produktionsbedingungen.

3. Intelligenter wohnen: Smart-Home-Technik für ein cleveres Energiemanagement

Auch Smart-Home-Technologien helfen im Alltag, Energie und Ressourcen zu sparen. Sensoren überwachen die Raumtemperatur und Luftqualität, automatisieren die Steuerung der Heizung und liefern detaillierte Kennzahlen, um den Verbrauch auf zentralen Endgeräten im Blick zu behalten.

Die smarten Anwendungen werden immer öfter zum integralen Bestandteil der Architektur und bieten künftig noch mehr Möglichkeiten zur Automatisierung von Prozessen im Haushalt. Die smarte Gerätesteuerung hilft nicht nur beim Energiesparen, sondern steigert auch die Sicherheit und den Komfort in sämtlichen Bereichen des Zuhauses. Sie planen ebenfalls ein Smart Home und wünschen sich Unterstützung? Der Gira Home Assistent liefert in wenigen Schritten Vorschläge für Ihre individuelle Wohnsituation.

4. Naturnah und flexibel wohnen: Downsizing ist angesagt

Effizienter wohnen bedeutet nicht nur, die Energienutzung und die CO2-Bilanz zu verbessern, sondern platzsparend zu bauen. Das sogenannte „Conceptual Living“, also konzeptionelles Wohnen, wird dabei eine wichtige Rolle spielen: Wo nicht für jeden Nutzungsbereich ein eigenes Zimmer zur Verfügung steht, werden Räume multifunktional eingerichtet. Modulare und flexibel einsetzbare Möbelsysteme, die auf die individuelle Grundfläche und Raumzonen anpassbar sind, lösen starre Strukturen ab. So findet selbst auf kleiner Fläche alles seinen Platz. Anwendung finden diese konzeptionellen Wohn- und Einrichtungsideen auch bei Tiny Houses, die bereits eine umweltfreundliche Alternative zu Mietwohnungen bieten.

Angetrieben durch den Wunsch nach natürlichem Wohnen, mehr Achtsamkeit und Nachhaltigkeit im Alltag versprechen modulare Mini-Eigenheime wie das Cabin One Minimal Haus mehr Mobilität, Flexibilität und Unabhängigkeit. Ein weiterer Vorteil von Tiny Houses ist die ressourcen- und platzsparende Bauweise. Dank der geringen Maße und einfachen Installation kommen für sie auch Flächen infrage, die für die konventionelle Baubranche ungeeignet sind. So lassen Tiny Houses nicht nur den Traum vom Eigenheim für mehr Menschen wahr werden, sondern schlagen zugleich eine Brücke zwischen Stadt- und Landleben.

Das Cabin One überrascht mit smartem Wohnkomfort auf kleinem Raum. Quelle: home-one.com

5. Outdoor-Wohnzimmer: Wo sich Drinnen und Draußen vermischen

Der Trend zum Outdoor Living zeigt sich auch seit längerem auf dem Möbelmarkt. Das Bedürfnis nach Natur und Zeit im Freien führt dazu, dass in unseren vier Wänden immer öfter die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen. Mit der passenden Einrichtung und einer stimmungsvollen Beleuchtung wird aus dem Garten, Balkon oder der Terrasse ein gemütliches Freiluftwohnzimmer.

Outdoor Tapete Pflanzen Instabilelab Außenpatio
Stimmungsvolle Beleuchtung, Outdoor-Tapete und gemütliches Ambiente in Ihrem Freiluftwohnzimmer. Quelle: Instabilelab

6. Wohnen in Multifunktionsräumen: Das Zuhause als flexibler Raum für alles

Wie sich Orte, an denen wir heute leben, in Zukunft verändern können, hat die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften bei dem Projekt Stadt.Land.Chancen modelliert. Die Szenarien zeichnen das Bild von einem Zuhause, das sich unserer individuellen Lebensplanung anpasst. Gewerbe- und Wohnmodule werden flexibel kombiniert, die eigenen Wände dienen nicht mehr nur als Rückzugsort, sondern auch als Büro, Spielplatz und Fitnessstudio. Bei der Umsetzung dessen wird uns moderne Technik unterstützen: Viele Arbeitsprozesse und Alltagsaktivitäten wie Sport, Konzerte und der Austausch mit Freunden laufen schon jetzt über den Bildschirm ab. So erweitert sich unser Lebensraum in die digitale und virtuelle Welt. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch deutlich verstärkt.

7. Wohntrends für das Leben und Arbeiten unter einem Dach

In den vergangenen Monaten hat das Büro für viele Menschen im eigenen Zuhause einen festen Platz gefunden. Das Home-Office wandelt sich bereits seit einigen Jahren vom improvisierten Notfall-Schreibtisch zur komfortablen Dauerlösung. Mit dieser Entwicklung stellt sich für die Gestaltung unserer Wohnräume die Frage, wie wir zuhause konzentriert und produktiv arbeiten können.

Wichtiger werden Rückzugsräume, die Entspannung bieten und eine klare, räumliche Trennung zwischen Arbeitsplatz und Freizeit ermöglichen. Auch dafür bietet der Einrichtungsmarkt bereits Lösungen: Schallabsorbierende Akustik-Paneele und Paravents können dort die nötige Ruhe schaffen, wo kein eigener Arbeitsraum zur Verfügung steht. Ergänzend optimiert smarte Technik die Arbeitsbedingungen und erleichtert den Alltag.

8. Co-Living und Hyperlokalität: Corona fördert Gemeinschaften

Auch in anderen Bereichen hat die Corona-Pandemie bisherige Einstellungen und Wohnbedürfnisse auf den Prüfstand gestellt. Dabei geht es nicht nur um Wohntrends wie Hygge, Lagom und Cocooning, sondern um die grundlegende Frage: Wie fühlen wir uns zuhause wohl, sicher und gut aufgehoben? Wer in Zeiten von Social Distancing allein zuhause bleiben musste, hat womöglich über das gemeinsame Wohnen nachgedacht und sieht nun im Co-Living-Trend eine neue Sinnhaftigkeit.

Die räumliche Trennung während der Pandemie hat den Wert des Gemeinschaftlichen neu definiert. In diesem Zusammenhang hat auch die Nachbarschaft wieder an Bedeutung gewonnen, was in die Planung künftiger Stadtprojekte einfließen wird. Gemeinschaftsorte und lokale Treffpunkte wie Kreativ-Werkstätten, Co-Working-Spaces und Dachgärten laden dazu ein, gemeinsam Zeit zu verbringen und stärken das Gefühl von Zusammengehörigkeit.

Wohnen in der Zukunft
Lokale Treffpunkte wie Kreativ-Werkstätte, Co-Working-Spaces und Dachgärten laden dazu ein, gemeinsam Zeit zu verbringen. Quelle: iStock

9. Näher beisammen in der 15-Minuten-Stadt der Zukunft

Viele Menschen haben während der Pandemie die Vorteile des Lokalen (wieder)entdeckt. Dieser Trend manifestiert sich in dem Konzept der 15-Minuten-Stadt, in der alle Bedürfnisse des täglichen Bedarfs innerhalb einer Viertelstunde mit dem Fahrrad oder zu Fuß erfüllt werden können.

Dieses Ziel verfolgt auch das dänische Architekturbüro Bjarke Ingels mit dem Entwurf der Woven City für Toyota. In der japanischen Zukunftsstadt, die derzeit am Fuße des Vulkans Fujiyama geplant wird, soll der Verkehr unter die Erde ausgelagert werden, damit oberirdisch mehr Platz für das Zusammenleben der Menschen ist.

Unabhängig davon, ob Sie künftig zur Miete oder im Eigenheim wohnen – fest steht: Das Zuhause der Zukunft wird smarter, flexibler und nachhaltiger.

Es bietet uns drinnen wie draußen Platz zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Am wichtigsten aber ist: Es bleibt auch künftig ein Inbegriff der Erholung und Sicherheit – unser ganz persönlicher Wohlfühlort eben.