Mit Funk hat die Internationale Funkausstellung (IFA) in Berlin schon lange nichts mehr zu tun. Doch der tradierte Name hat etwas Beruhigendes. 2023 kehrt die Messe nach drei schwierigen Pandemie-Jahren zu alter Stärke zurück. Alle Hallen sind ausverkauft und auch das Interesse von Publikum und Medien ist groß. Vom 1. bis 5. September 2023 präsentieren die Aussteller/-innen allen Interessierten vielversprechende Neuheiten der Unterhaltungs- und Heimelektronik – und auch das Thema Nachhaltigkeit steht im Fokus.
Die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz beschäftigen die Aussteller/-innen und Besucher/-innen der IFA 2023. Vorgestellt werden Gadgets, die im Haushalt die Energieeffizienz fördern sollen, wie zum Beispiel der Heizkörperventilator von Speedcomfort – der für 20 Prozent mehr Heizleistung sorgt. Aber auch smarte Rundum-Lösungen die den CO2-Fußabdruck des gesamten Gebäudes um bis zu 65 Prozent reduzieren können.
Ein Musterbeispiel ist das House Of Smart Living, präsentiert von den Verbänden VDE, ZVEH und ZVEI. Das Gebäude verfügt über eine Photovoltaikanlage sowie eine Wärmepumpe und einen Wärmespeicher. Außerdem ist ein Energiemanagementsystem installiert, das als Schnittstelle zwischen den stromerzeugenden und den stromverbrauchenden Elementen fungiert, wie zum Beispiel Haushaltsgeräten und E-Autos.
Das System berücksichtigt nicht nur die Gewohnheiten der Bewohner/-innen des Hauses, sondern zum Beispiel auch das Wetter, etwa beim Heizen. Armaturen im Badezimmer funktionieren ohne Berührung und können sich die bevorzugte Wassertemperatur der Bewohner/-innen merken – oder sich einfach abschalten, wenn gerade kein Wasser benötigt wird.
Wer Nachhaltigkeit gestalten will, muss auch darüber diskutieren können. Aus diesem Grund bietet das Sustainability Village den Messebesuchern/-innen dieses Jahr den Raum für das Besprechen von wichtigen Themen rund um die Nachhaltigkeit, vor allem in Krisenzeiten. Außerdem soll es um die Integration von nachhaltigen Technologien in Neubauhäuser gehen sowie um Strategien für grünes Wirtschaftswachstum, Elektroschrott-Vermeidung und die Rolle der Robotik in der Nachhaltigkeit.
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen: Das Smart Home wird immer smarter. Das zeigt sich auch auf der IFA 2023, wo ein Saugroboter schon lange nicht mehr nur ein Saugroboter ist. Auch in der Küche werden die meisten Geräte immer cleverer, ebenso wie im Garten und im Schlaf- und Wohnbereich. Viele Innovationen erleichtern uns das Leben und befreien uns von lästigen Alltagstätigkeiten.
Eine echte Innovation präsentierte der japanische Hersteller Switchbot mit dem neuen Modell S10. Es handelt sich um den ersten Saug-/Wisch-Roboter, der mit gleich zwei Stationen geliefert wird: eine für Staub, eine für Wasser. Die wohl größte Neuheit: Die Wasser-Station wird mit dem Festwasseranschluss verbunden und reinigt sich selbst, wodurch das manuelle Nachfüllen und Entsorgen des Wassers im Wassertank entfällt.
Der Jet AI der Marke Bespoke ist, wie der Name bereits verrät, mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet. Diese erkennt automatisch, auf welchem Boden sich das Gerät gerade befindet. Vor dem Reinigungsprozess kalibriert sich der Sauger selbst und sorgt somit für optimale, an den Boden angepasste Bedingungen. Außerdem arbeitet das Gerät durch die vorherige Anpassung akkuschonender.
In der Küche punktet vor allem Siemens. So sind die IFA-Highlights 2023 des Unternehmens seine neuen Öfen aus der Serie IQ700. Diese haben zwar keine Gesichtserkennung, dafür aber eine „Gerichterkennung“. Die Geräte sind in der Lage, Mahlzeiten zu scannen, und ihre Einstellungen automatisch daran anzupassen. Die alte Frage: „Umluft oder Ober-/Unterhitze?“ dürfte damit der Vergangenheit angehören.
Ähnliche Produkte gibt es auch von Miele – und zwar unter dem Namen Smart Food ID. Diese können im „A Miele Open House“ bestaunt werden. Zusätzlich gibt es von Miele das „Just Use Eco House“, das für einen bewussteren Umgang mit Haushaltsgeräten wirbt.
Die chinesische Firma Roborock ist vor allem für ihre Saug- und Wischroboter bekannt, doch auf der IFA 2023 stellte das Unternehmen nun einen Waschtrockner namens Zeo One vor. Der Clou: die extraschonende und KI-gesteuerte Niedertemperatur-Trocknungstechnologie sowie eine App zur Steuerung des Waschvorgangs. Außerdem soll ein Selbstreinigungssystem automatisch Flusen und Fusseln entsorgen. Der Roborock Zeo One soll bis zu zehn Kilogramm waschen und sechs Kilogramm trocknen können. Die Fächer für Waschmittel und Weichspüler müssen nicht bei jedem Waschgang aufgefüllt werden, sondern sind eher als eine Art Tank zu verstehen.
Einen etwas anderen, aber nicht weniger praktischen Ansatz verfolgt das Unternehmen Miele mit dem neuen Kleiderschrank Aerium. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine dauerhafte Möglichkeit, Anzüge und Kleider aufzubewahren, sondern um eine Art „Waschmaschine Light“. Denn nicht immer müssen Kleidungsstücke tiefengereinigt werden, zum Beispiel, weil sie ein wenig nach Essen oder Feuchtigkeit riechen. Der Aerium säubert die Kleidung in solchen Fällen schonend mit warmer Luft und Wasserdampf, sodass sie schon bald wieder getragen werden kann.
Wenn es um das heimische Kino geht, sind kaum noch Wünsche offen. Das zeigt sich auch auf der IFA 2023 besonders. Denn wirkliche Innovationen im Home-Entertainment-Bereich sind kaum auszumachen. Stattdessen werden viele Geräte einfach größer, kabelloser oder origineller. So setzt Samsung vor allem auf Größe und stellte einige neue Fernseher vor, die mit einer Bildschirmdiagonale von bis zu 114 Zoll daherkommen.
Der chinesische Hersteller Chiq stellte einen Fernseher vor, der sich hochkant drehen lässt, zum Beispiel für Videocalls. Ähnlich verhält es sich mit dem transparenten Fernseher desselben Herstellers. Hier ist der Bildschirm durchsichtig, sodass je nach Programm auch die Wand hinter dem TV-Gerät sichtbar ist.
Auch im smarten Garten gibt es ein paar Highlights zu entdecken. Eine der neueren Entwicklungen hört auf den Namen Eeve Willow, stammt aus Belgien und ist ein kleiner Roboter-Helfer, der den Rasen mäht und den Garten überwacht. Außerdem lässt sich der kleine Allrounder darauf programmieren, jeden Tag die gleiche Stelle im Garten zu fotografieren. So können Sie die Wachstumserfolge Ihrer Pflanzen perfekt dokumentieren.
Das chinesische Unternehmen Mumu stellte als IFA-Neuheiten 2023 einige Gadgets vor, die auf den ersten Blick aussehen wie Brotback-Automaten. Tatsächlich handelt es sich bei den Geräten aber um Kompostierer, die Lebensmittelabfälle in wertvollen Kompost verwandeln. Unangenehme Gerüche sollen dabei nicht entstehen und den Kompost können Sie ganz nachhaltig wieder für Ihren Garten verwenden.
Wenn Sie einen Pool im Garten haben, freuen Sie sich vermutlich über die neuen Entwicklungen des Unternehmens Aiper, denn der Hersteller präsentierte auf der IFA 2023 sowohl Pool-Roboter, die Wände hochfahren können, als auch Skimmer-Roboter, die über die Wasseroberfläche eines Pools schwimmen und lästige Blätter einsammeln.
Einer der vielleicht wichtigsten Trends der IFA 2023: Matter setzt sich weiter als Verbindungsstandard durch und erleichtert die Verknüpfung von Smart-Home-Geräten unterschiedlicher Hersteller. So gab Signify endlich das Matter-Update für die Hue-Serie von Philips bekannt. Auch Bosch kündigte Matter-Updates für den Bosch Smart Home Controller und den Bosch Smart Home Controller II an. Hält sich dieser Trend, dürfte die lückenlose Smart-Home-Vernetzung zukünftig immer einfacher werden.
Natürlich dürfen auch die Mobiltelefone auf der IFA nicht fehlen. Eine für uns erwähnenswerte IFA-Neuheit 2023 ist das Fairphone 5, das seit dem 30. August vorbestellt werden kann. Zwei der großen Vorteile des nachhaltigen Smartphones aus den Niederlanden: der leichte Austausch von Ersatzteilen – und zwar ohne Fachperson – sowie die Versorgung mit Updates für stolze zehn Jahre. Darüber hinaus verbürgt man sich im Hause Fairphone für eine angemessene Entlohnung der Mitarbeitenden sowie für eine besonders ressourcenschonende Entwicklung.
Fazit: Die IFA-Highlights 2023 zeigen: Das Smart Home wird immer smarter. Vor allem die Themen Vernetzung, Nachhaltigkeit, Reinigung und KI beschäftigen die Hersteller. Doch auch im Home-Entertainment-Bereich dreht die Elektronikbranche an den letzten Stellschrauben. Spannend bleibt, wie künstliche Intelligenzen das Smart Home weiter verändern werden. Das „Intelligent Home“ scheint in greifbarer Nähe zu sein. Doch besonders in älteren Gebäuden muss für viele der größeren smarten Gadgets zunächst saniert werden. Ein Aufwand, der sich lohnen könnte, denn langfristig lassen sich die Betriebskosten mit smarten Helfern senken.