Unverwechselbares Design und intuitive Bedienung: Das haben alle Schalter, Steckdosen und smarten Geräte von Gira gemein. Dafür ist insbesondere Hans-Jörg Müller verantwortlich: Als Head of Product and Design hat er unter anderem das Gira System 55, den Gira Tastsensor 4 und die Gira Wohnungsstation Video AP 7 entwickelt. Im Interview erzählt er, wie viel Hightech in einem Produkt stecken muss, was ein gelungenes Design ausmacht und welche Pläne Gira für die Zukunft bereithält.
Gira Redaktion: Herr Müller, braucht es heutzutage noch klassische Schalter, wenn wir unser gesamtes Zuhause doch im Smart Home bequem digital steuern können?
Müller: Ja, unbedingt. Der normale Schalter befindet sich momentan sogar in einer Renaissance: Die konventionelle Installation erfreut sich in den letzten Jahren sehr großer Beliebtheit. Wenn Hightech eingesetzt wird, dann oft zusammen mit konventionellen Schaltern. Wir beobachten, dass die Kunden lieber klassische Schalter betätigen, anstatt eine digitalen Oberfläche zu bedienen. Das ist einfacher und intuitiver. Von daher würde ich sagen, dass eine Koexistenz zwischen dem klassischen Schalter und Smart Home stattfindet.
Gira Redaktion: Wie wirkt sich diese Koexistenz auf die Gira Produkte aus?
Müller: Wir vereinen die klassische Welt der Schalter mit der modernen Welt des Smart Home. Zum Beispiel mit unserem KNX Taster: Sieht aus wie ein konventioneller Wechselschalter, aber darunter ist moderne Technik für die Bedienung im Smart Home verbaut. Bei der Funktionalität bleiben wir allerdings eher auf dem Teppich. Wir bauen nicht jedes neue Gadget in unsere Produkte ein, sondern konzentrieren uns auf eine sinnvolle Funktionalität, an der unsere Kunden eine lange Zeit Freude haben.
Auch der Aspekt der Bedienbarkeit spielt eine wichtige Rolle. Denn je mehr Funktionen wir in ein Produkt einbauen, desto komplexer wird die Konfiguration und die Bedienung. An der Stelle entscheiden wir uns durchaus häufig für Einfachheit und eine intuitive Bedienung. Schließlich sollen unsere Kunden Spaß an den Gira Produkten haben.
Gira Redaktion: Kommen wir von der Funktionalität zum Design. Woher nehmen Sie Ihre Inspiration bei der Produktgestaltung?
Müller: Wir beobachten natürlich die Design-Welt und holen uns Inspiration von entsprechenden Messen, wie der Möbel- und Einrichtungsmesse in Köln. Auch Sanitärmessen sind interessant. Ich fahre zum Beispiel gerne auf die Cersaie Bologna, eine Fachmesse für Keramik und Sanitär in Italien.
Beim Design heute haben wir die Herausforderung, dass verschiedene Stile miteinander kombiniert werden. Es gibt keine Grenzen, woraus eine heterogene und unberechenbare Design-Welt entsteht. Das spiegelt sich auch in der Innenarchitektur wieder. Wir haben in dieser Welt die Aufgabe, uns zu integrieren. Entsprechend lautet unsere Philosophie, dass Design einfach, funktional, sachlich und integrativ sein soll. Wir wollen mit unseren Produkten ja langlebig sein. Und wenn man das will, muss man sich zurücknehmen.
Gira Redaktion: Diese Philosophie sieht man sehr schön an den neuen Gira Produkten. Wie dem Gira Tastsensor 4.
Müller: Genau, der Gira Tastsensor 4 ist so angelegt, dass er in sehr modernen Welten stattfinden kann. Durch das flache und minimalistische Design passt er aber auch genauso gut in mediterrane oder opulente Welten über entsprechende Oberflächen. Ein sehr zurückhaltendes, wertiges und sich integrierendes Produkt.
Gira Redaktion: Welche Rolle spielen die Oberflächen bei der Produktgestaltung?
Müller: Sie müssen im System zusammenpassen. Hier denken wir nicht auf Produktebene, sondern auf Systemebene. Wenn wir zum Beispiel ein neues Produkt für das System 55 entwerfen, dann sind die Oberflächen durch das System 55 bereits vorgegeben. Wenn wir eine neue Farbe anlegen, dann für das gesamte System.
Beim Gira Tastsensor 4 haben wir ein Standalone Gerät in Anlehnung an Esprit entworfen. Deshalb haben wir uns da für passende Oberflächen aus der Esprit Designlinie entschieden.
Gira Redaktion: Und jetzt noch ein Blick in die Zukunft: Wo wird die Reise für Gira in den nächsten Jahren hingehen?
Müller: Das Leben da draußen spielt sich in zwei Systemen ab, die relevant für uns sind: Das starke mechanische System und das Smart-Home-System. Deshalb entwickeln wir einerseits unsere klassischen Schalter- und Steckdosenprogramme in einer hohen Sortimentstiefe weiter.
Andererseits stärken wir den Bereich Smart Home und Smart Building, gerade in Hinblick auf den Bereich Mehrfamilienhäuser. Während KNX in den 90er und 2000er Jahren vornehmlich in gehobenen Einfamilienhäusern stattfand, sehen wir Smart Home in Zukunft mehr in der Breite des Wohnens. Darauf wollen wir eingehen.
Gira Redaktion: Spielt die Türkommunikation dabei auch eine Rolle?
Müller: Ganz klares Ja. Hier haben wir wie bei den Schaltern zwei Ebenen: Einmal das klassische System, das autark funktioniert und einmal das System im Smart Home.
Es gibt noch unglaublich viele klassische Klingeln da draußen. Ein Trend in den nächsten Jahren wird es sein, diese Klingeln durch eine Audio- oder Videoanlage auszutauschen. Hier liegt die Stärke von Gira: Unsere Anlagen kann man einfach an das klassische 2-Draht-System (Klingeldraht, Anm. d. Red.) anschließen. Für Lösungen anderer Hersteller muss der Installateur dazu oft erst noch neue Kabel verlegen.
Andererseits wird Türkommunikation ein ganz starker Bestandteil des Smart Home werden. Wenn Sie ein Smart Home haben, dann muss dort auch die Türkommunikation integraler Bestandteil sein. Ob nun aber Smart Home oder konventionelle Installation – unsere Aufgabe ist es, auch in Zukunft starke Lösungen für beide Systeme anzubieten.
Vielen Dank für das Gespräch!