Antwerpener Stadthaus überzeugt mit schmalem Schnitt und kurvigen Räumen

Eine runde Sache

Eine runde Sache

Gute Architektur macht aus jeder noch so ungünstigen Gegebenheit ein gutes Gebäude. Hingegen hervorragende Architektur macht aus eigentlichen Nachteilen ganz besondere Vorteile und erschafft echte Unikate. Wie bei diesem Reihenhaus in Antwerpen mit dem besonderen, runden Etwas.

Architektur

poot architectuur

https://poot-architectuur.be/

Fotografie

Stijn Bollaert

http://www.stijnbollaert.com/

Standort

Antwerpen, Belgien

Schmal, na und?

Früher eigenständig, ist der Stadtteil Mortsel inzwischen mit der belgischen Hafenmetropole Antwerpen zusammengewachsen. Viele seiner Straßen sind dicht bebaut, Ziegelarchitektur aus den 50er- und 60er-Jahren prägt das Bild der typischen Reihenhäuser auf schmalen Grundstücken. Eine der hier seltenen Baulücken mit einem passenden Gebäude zu füllen, war eine Chance für die Architekten von poot architectuur, ihre Erfahrung mit diesem Typus voll auszuspielen. So entwickelten sie eine Typologie mit einer etagenweisen Abstufung auf der Gartenseite und teils doppelten Raumhöhen. So wirken die Räume trotz schmaler Flächen enorm großzügig. Auch ermöglichte die Abstufung die Realisierung einer Terrasse über dem ersten Obergeschoss.

Ein Wohnhaus in Antwerpen nutzt schmales Grundstück kreativ aus
Runde Welten aus Beton: Stadthaus überzeugt mit schmalem Schnitt und kurvigen Räumen (Foto: Stijn Bollaert)

Eine Treppe als Zentrifuge

Auf der Straßenseite tritt das Haus aus der Flucht der Nachbarhäuser durch eine sanfte Rundung unaufdringlich aber selbstbewusst heraus. Und auch die Innenräume sind durch runde Formen geprägt. Allen voran das ovale Treppenhaus mit einer teils massiven Betontreppe, die – einer Zentrifuge gleich – die Nutzer über die halben und ganzen Stockwerke verteilt. Im obersten Stock sind es gleich drei direkt nebeneinanderliegende Türen zu Kinder- und Abstellräumen, die so bedient werden. Weitere Rundungen sind in der Gartenfassade zu finden, auch einzelne runde oder ovale Fenster oder Ausstattungen der Innenräume kontrastieren den strengen, oft sichtbar gehaltenen Beton der Decken und Wände.

Unendliche Weiten: Enorme Höhe öffnet den Wohnraum
Unendliche Weiten: Enorme Höhe öffnet den Wohnraum (Foto: Stijn Bollaert)

Ausgewogener Mix

Die Ziegelfassade durchbricht die örtlichen Gepflogenheiten durch ungewöhnlich dimensionierte Fenster, nimmt aber das Faible für zeitgenössische Backsteinarchitektur sehr gerne auf. Im Inneren herrscht dann zwar einerseits der erwähnte Sichtbeton, der rau aber auch harmonisierend wirkt, aber andererseits setzten die Planenden auch dezente Farbakzente, etwa für Einbauten, Geländer oder Wandelemente, die in Hellgelb, Bordeauxrot und Graugrün daherkommen. Die im Haus verbauten Schalter und Steckdosen der Designlinie Gira E2 sorgen hier für eine Harmonisierung im Kleinen – verbinden sie doch Strenge und klare Linien mit einer natürlichen Eleganz und Wärme. So passt in diesem schmalen Haus mit großen Ideen alles zusammen.

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