Doch das Gebäude war in die Jahre gekommen, eine Grundsanierung bitter nötig. Um dieses Projekt im besten Sinne des ursprünglichen Entwerfers durchzuführen, waren David Chipperfield Architects angetreten. „So viel Mies wie möglich“ war die Devise eines letztendlich sechsjährigen, konzentrierten, aufwändigen und detailverliebten Unterfangens. So waren zum Beispiel die meisten Scheiben der transparenten Glasfassade beschädigt – lediglich vier noch intakt. Da man jedoch für eine moderne Doppelverglasung die filigranen Stützen hätte verbreitern müssen – ein ästhetisches No-Go – suchte und fand das Team in China einen Hersteller, der die Scheiben im Originalmaß produzieren konnte.
Die Arbeit mit dem Original hatte beim Projekt durchweg Vorrang – und Patina wie auch Gebrauchsspuren sollten gar nicht vollständig eliminiert werden. Obwohl insgesamt mehr als 10.000 Granitbodenplatten unter anderen im Foyer ausgebaut, restauriert und wieder eingesetzt wurden, lassen diese noch Besucherspuren von früher erkennen. Auch die mit exquisitem Tinos-Marmor verkleideten Technikschächte blieben originalgetreu erhalten. Alle Schäden an Ursprungsmaterialien wurden lediglich kaschiert. Auch die historischen Leuchtkörper durften bleiben, jedoch auf energiesparende LED-Technik umgestellt.
Bei allem Erhaltungswillen addierte das Chipperfield-Team dennoch einige sinnvolle und sensible Änderungen am Gebäude. So gibt es nun einen Aufzug, der die Ausstellungsflächen im Untergeschoss anbindet, und der unauffällig in den Garderobenblock aus Brauneichenfurnier eingebaut ist. Eine korrespondierende Garderobe entstand im UG, wo vorher ein Depot lag. Im Rahmen der effizienteren Flächenorganisation wurde auch ein altes Bilderlager zum neuen Museumsshop. Die Gestaltung ist dort aber stilecht: Ebenfalls Eichenfurnier, schwarzer Granit und Sichtbeton. Und passende Schalter von Gira – simpel und elegant. Vermutlich im Sinne von Mies van der Rohe.
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