Vom baufälligen historischen Dreiseithof im Taunus zu Ferienhaus und Eventlocation

Die Zeit eingefroren

Die Zeit eingefroren

Die Kleinstadt Hainau im Taunus: Der aus vier Gebäudeteilen bestehende Dreiseithof, erbaut Ende des 18. Jahrhunderts, hatte schon weitaus bessere Tage gesehen. Doch mit viel Sorgfalt, großem technischen Aufwand und einigen Überraschungen wurde er zum mehrfach preisgekrönten Musterbeispiel für eine ebenso erfolgreiche wie liebevolle Sanierung.

Architektur

Marc Flick

https://marcflick.de/

Fotografie

David Schreyer

https://www.schreyerdavid.com/

Standort

Hainau, Deutschland

Spuren der Vergangenheit – und Schätze

Als der Wiesbadener Architekt Marc Flick den regionaltypischen Hof zum ersten Mal sah, fand er ein Gebäudeensemble vor, dem vor allem die 1960er- bis 90er-Jahre übel mitgespielt hatten. Das Wohnhaus war durch viele Lagen PVC, Teppiche und Kunststofffenster gezeichnet, alles war dunkel und muffig. Und auch die historische Substanz offenbarte – einmal freigelegt – einen erbarmungswürdigen Zustand. Große Teile des alten Fachwerks mussten aufgrund von Fäule ausgetauscht, das Haus kurzfristig abgestützt werden. Doch gleichzeitig fanden sich auch Schätze. Ein eingemauertes historisches Fenster etwa, das als Vorlage für die neuen Holzfenster diente. Oder unter vielen Schichten Tapete verborgene historische Wandbemalungen, die ein Restaurator teilweise wiederherstellen konnte. Ebenso aufwändig war die Dämmung des historischen Dachstuhls, die als Aufsparrendämmung von außen unsichtbar ist und nun den KfW-Richtlinien entspricht.

Dreiseithof aus dem 18. Jahrhundert sensibel zu neuem Leben erweckt vom Architekten Marc Flick
Alt plus neu: Fachwerk, Holzfenster, Schieferfassade – und die neue Treppenanlage (Foto: David Schreyer)

Der Lohn der Mühe

Der Aufwand hat sich gelohnt. Heute ist der „Hof Wendenius“ ein Feriendomizil und eine Eventlocation, bestehend aus einem Schlafhaus mit zwölf Betten und drei Bädern, einem Veranstaltungsraum und einem Gebäude zum Kochen und gemeinschaftlichen Essen. Letzteres entstand aus dem ehemaligen Stall, der dazu von fast allen Wänden und Decken befreit wurde und nun ein großzügiges Raumkontinuum bildet. Eine umlaufende Sichtbetonwand dient hier nicht nur als Gestaltungselement, sondern auch als Ringanker, Unterzug und – dank Kernaktivierung – auch als Heizung. Ebenfalls aus Sichtbeton ist die eingestellte Treppe, die auf einen Spitzboden führt, aber gleichzeitig in ihrem Inneren die gesamte Haustechnik verbirgt.

Stimmig durchgezogen: Design- und Farbkonzept wirkt bis in die Schlafräume
Stimmig durchgezogen: Design- und Farbkonzept wirkt bis in die Schlafräume (Foto: David Schreyer)

Ökologisch saniert, für die Zukunft konserviert

Bei aller Modernisierung stand das gesamte Sanierungsprojekt auch unter dem Zeichen größtmöglicher Verträglichkeit – ökologische und mit dem Denkmalschutz vereinbare Baustoffe hatten Priorität, so kamen etwa Lehm, Schilf, Holzweichfaser und Leinöl zum Einsatz. Zuletzt wurde die gesamte Baustruktur mit einer historischen Natursteinschlämme überzogen, die den Gebäuden ihre charakteristische Farbe verleiht. Wie eingefroren wirken sie, ihre Schönheit für die Zukunft konserviert. Hierzu passt die dezente, reduzierte Gestaltung der Haustechnik, etwa mit den Schaltern und Steckdosen der Designlinie Gira E2 schwarz matt, die sich zeitlos stilvoll in die Räume fügen. So ist ein Gesamtensemble entstanden, das zu Recht schon mehrfach nominiert und ausgezeichnet wurde, unter anderem beim BDA-Architekturpreis Rheinland-Pfalz oder beim best architects 22.

Alt plus neu: Fachwerk, Holzfenster, Schieferfassade – und die neue Treppenanlage
Der Lohn der Sorgfalt: Symbiose aus historischem Material und modernem Komfort (Foto: David Schreyer)

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