Ein Schatz aus Ziegeln

Ein Schatz aus Ziegeln

Manchmal braucht es ein gutes Auge, um Schätze zu erkennen. Ein Auge, das die Münchener Architekten Annette Fest und Christian Bodensteiner ganz offenkundig besaßen, als sie auf der Gießerstraße am Chemnitzer Sonnenberg ein fast abbruchreifes Haus fanden. In einer Umgebung, die nach und nach saniert wurde, hatte sich niemand an die seit 30 Jahren leerstehende Immobilie aus der Gründerzeit herangetraut. Nur zu verständlich: Das Dach war undicht, die Holzdecken eingebrochen, Farn wuchs im Gebäude. Und doch schlummerte da etwas hinter der ruppigen Ziegelfassade.

Architektur

bodensteiner fest Architekten BDA

https://www.bodensteiner-fest.de/

Fotografie

Steffen Spitzner

http://www.steffenspitzner.de/

Standort

Chemnitz, Deutschland

Kernsanierung mit Augenmaß und Vision

Gemeinsam mit einem dritten Partner kauften sie das Gebäude und gingen daran, ihren Schatz zu heben. Dazu tauschten sie die alten Holzdecken schachbrettartig gegen Ziegel-Einhangdecken aus und sicherten das Dach gegen Einsturz. Im selben Zuge wurden auch die Toiletten, die klassisch auf dem Zwischenpodest des Treppenhauses lagen, den Wohnungen zugeordnet und ihr Deckenniveau entsprechend angehoben. Als prägendes Thema des Hauses inszenierten sie die freigelegten Reichsformat-Ziegel, etwa im Treppenhaus oder an ausgewählten Wänden in den Wohnungen. Dazu wurden sie behutsam vom Putz befreit, mit recycelten Originalziegeln ergänzt und hell lasiert.

Rauer Charme: Aufgearbeitete Originalziegel prägen die Wohnräume (Foto: Steffen Spitzner)

Blessuren mit Charakter

Noch weit mehr als die Innenräume wird auch die Fassade von einem ebenso sensiblen wie souveränen Umgang mit dem Vorgefundenen geprägt. Neue, akkurate Faschen verstecken die Fensterrahmen und fassen die schmalen Fensterflügel. Sie stehen im Kontrast zur Ziegelfassade mit all ihren Unregelmäßigkeiten und den absichtlich erhaltenen Blessuren des letzten Jahrhunderts. Das gesamte Gesicht des Hauses zur Straße ist von einer expressiven Tektonik geprägt. Ihr Rezept: restaurierte Betonstürze, Gesimse und Stahlträger, ein neu verfugtes Ziegelmauerwerk mit Kassettierungen und Lisenen – und wie die Innenwände auch mit einer hellen mineralischen Lasur überzogen und hydrophobiert. Ein echter Schatz aus Ziegeln.

So schlicht und doch so üppig: Expressive Fassade mit reichen Details (Foto: Steffen Spitzner)

Geschichte ins Heute gerückt

Innen haben die Gestalter des Hauses Vielfalt walten lassen. Die verschiedenen Miet-Wohneinheiten unterscheiden sich nicht nur in Größe und Schnitt, auch in ihren Themen. So bietet das „Brick Loft“ einen ausschließlich in Sichtmauerwerk gehaltenen Wohnbereich, während die Wohnung „Es war einmal“ mit restaurierten, unlackierten Zimmertüren gestaltet ist. Doch natürlich ist – bei aller Liebe zur Historie – die Haustechnik auf dem neuesten Stand. Dazu zählt nicht nur die Solarthemie-Anlage auf dem Dach, auch eine breite Palette von Gira Produktklösungen ist im Einsatz, von Schaltern und Steckdosen aus der Designlinie Gira E2 und der wassergeschützten Variante TX_44 bis zur Türkommunikation. So verbindet das inzwischen schon mit sieben Architektur- und Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichnete Projekt den geborgenen Ziegel-Schatz mit zeitgemäßem Wohnkomfort.

Klare Linien: Neue Maisonette-Wohnung mit viel Weiß und Ziegelakzenten. (Foto: Steffen Spitzner)

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